JANUAR

Das Jahr beginnt im «Frutigländer» mit Abschieden. In insgesamt 20 Jahren als Kandersteger Gemeinderätin, «Obfrau» und Gemeindepräsidentin hat Barbara Jost allerhand erlebt. Besonders bemerkenswert: zwei Königsbesuche und eine Gemeinderatswahl per Los. Zu Josts grösseren Projekten zählen unter anderem die Ortsplanungsrevision und der Masterplan. Der langjährige Adelbodner Obmann Markus Gempeler, der zum Jahreswechsel ebenfalls aus dem Amt geschieden ist, erinnert sich derweil gern an das gelungene Werkhofprojekt und die finanzielle Sicherung der Sportarena und des Gruebibads zurück.

Auch in Frutigen ist die Badi ein Thema – allerdings nicht mehr für die Gemeinde. Die Firma Brügger HTB erklärt, was sie mit der kürzlich von ihr erworbenen Anlage vorhat. Im Jahr 2025 will sie zunächst mit den technisch nötigen Sanierungsarbeiten beginnen. Ob sie zur gleichen Zeit auch die Rutschen aufstellt und das Gelände umgestaltet, kann sie im Januar 2024 noch nicht sagen.

Ansonsten dominieren in diesem Monat wie immer der Weltcupzirkus in Adelboden und die Kandersteger Belle Epoque. Mit «Odis» drittem Sieg in Folge vor 25 000 Zuschauern sind die Skitage ein Erfolgsevent – wenngleich das Wetter nicht recht mitspielt. Letzteres gilt auch für die Belle-Epoque-Woche: Nach einem sonnigen Eröffnungstag macht Regen die Eisbahn-Events zunichte. Der Rest aber ist aus Sicht des neuen Präsidenten Adrian Erni gut gelaufen.

FEBRUAR

Der UHT Krattigen feiert eine sportliche Premiere. Als erstem Team in der Vereinsgeschichte ist es den Erstligistinnen gelungen, sich für den Kleinfeld- Cupfinal zu qualifizieren. Im grossen Wankdorfstadion treten die Krattigerinnen gegen die Ö-Queens aus Oekingen an. Zwar verlieren sie das Spiel mit 7:13 deutlich – doch den Stolz auf das Erreichte lassen sie sich nicht nehmen.

Bei den Schlagworten «Sport» und «Stolz» darf in diesem Februar ein Blick nach Kandergrund nicht fehlen. Obwohl die Gemeinde nicht gerade für Wintersport bekannt ist und kein eigenes Skigebiet hat, existiert hier ein aktiver Skiclub – und zwar seit 100 Jahren. Der einstige Präsident Hansruedi Schmid erinnert sich noch gut an die legendären Skirennen an Schlafegg, deren Strecke unter einer Bahnlinie hindurch zum Schulhaus Kandergrund führte. Eigentlich hätte es zum Jubiläum eine Nostalgie-Ausgabe dieses Rennens geben sollen, doch das Wetter durchkreuzt den Plan.

In Reichenbach kümmert man sich derweil um bessere Lebensbedingungen für die Fische: Nachdem eine Schwelle durch eine fischgängige Blockrampe ersetzt wurde, sind nun 20 sogenannte Buhnen in Arbeit. Diese sollen den Fischen als Hochwasserzuflucht und Laichorte dienen. Weniger dienlich – zumindest für die Gemeinde Reichenbach – sind die Ereignisse rund ums neue Kraftwerk Howald. Zwar liefert dieses zuverlässig Strom, aber auch Schlagzeilen. Erst trat der gesamte Verwaltungsrat wegen Unstimmigkeiten zurück, und nun gibt es auch noch einen Rüffel vom Regierungsstatthalteramt wegen Verfahrensmängeln.

MÄRZ

Die letztjährigen Nationalratswahlen wirken sich aufs Kantonsparlament aus: Im März ziehen zwei Frutiger in den Grossen Rat ein: Trix Hurni (SP) ist für Ursula Zybach nachgerückt und Kurt Zimmermann (SVP) folgt auf Ernst Wandfluh. Während Zimmermann sich im Berner Rathaus bereits auskennt, erlebt Hurni dort ihre erste Session überhaupt. Die Physiotherapeutin interessiert sich schwerpunktmässig für Gesundheitsthemen, der pensionierte Unternehmer für die Wirtschaft.

In diesen Bereich fällt auch eine Meldung aus der Coop-Zentrale, die im Frutigland hohe Wellen schlägt: Der Detailhändler schliesst den touristischen Teil des Tropenhauses und will sich ganz auf die Fischzucht konzentrieren. Die Bemühungen der Brügger HTB und anderer, das Tropenhaus zu kaufen und einen Event- und Ausstellungsort daraus zu machen, scheitern an der Besitzerin.

Aussichtsreicher sind die Pläne der Alpnutzer am Oeschinensee. Sie wollen eine neue Strasse zum See bauen, da die bisherige im Gefahrenbereich des Spitzen Steins verläuft und akut von Murgängen bedroht ist. Im März stellen die Initianten das breit abgestützte Projekt vor und ernten ein durchweg positives Feedback. Ein halbes Jahr später wird bereits die Baubewilligung vorliegen.

Grosse, aber noch keine konkreten Pläne werden auch in Adelboden vorgestellt. Die Gemeinde überlegt, wie sie ihre Liegenschaften künftig managen will: Manche könnten verkauft, andere umgenutzt werden. Das heutige Gemeindehaus, dessen Sanierung rund sechs Millionen Franken kosten würde, könnte an den Kathrinenplatz verlegt werden. An einem Infoanlass stellt der Gemeinderat mehrere Kernbeschlüsse vor, doch konkreter wird es in diesem Jahr nicht mehr.

April

Wenige Wochen vor der Abstimmung übers Stromgesetz fällt an einem Samstagvormittag im südlichen Frutigland der Strom aus. Am längsten müssen die Adelbodner warten, hier wird die Störung erst gegen 17 Uhr behoben. Die Bergbahnen Engstligenalp AG entscheidet, ihre 615 Gäste per Helikopter ins Tal zu befördern – eine langwierige und kostspielige Angelegenheit, für die später eine Versicherung aufkommen wird. Der Stromausfall führt allen Betroffenen vor Augen, wie abhängig sie von Elektrizität sind – und wie schlecht die Gesellschaft auf Blackouts vorbereitet ist. Niemand weiss so recht, wer für die Information der Bevölkerung zuständig ist, wenn Internet und Radio ausfallen.

Bei den 47 Baupolizei-Pendenzen in Frutigen sind die Zuständigkeiten dagegen klar. In ungewohnt scharfem Ton wirft das Regierungsstatthalteramt der Gemeinde vor, ihre Pflichten «systematisch vernachlässigt» zu haben, und fordert sie auf, 35 der Fälle bis Ende Oktober abzuarbeiten. Die Gemeinde wehrt sich gegen die aus ihrer Sicht unrealistische Frist und einigt sich mit der Regierungsstatthalterin auf neue Termine.

Mitte des Monats wird die geplante Tafelenstrasse an der Niesenflanke vorgestellt. Von der «Alperschliessung Sattla – Eggweide –Bündi – Schlossweid» sollen gut 90 Liegenschaftsbesitzer profitieren. 11 Grundeigentümer aus dem Gebiet Wenigs sehen das jedoch anders: Sie glauben, dass die neue Zufahrt ihnen nichts bringen würde und erheben Einsprache. Seither ist es still um das Vorhaben.

Alles andere als still geht es beim Schulhaus Schwandi zu. Hier feiert der örtliche Viehzuchtverein sein 100-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsschau. Fast 90 Kühe und Rinder werden punktiert, und Nachwuchszüchter dürfen ihre Lieblingskälber vorführen.

Mai

Noch mehr Kühe gibt’s an der BEA-Eliteschau zu sehen – dem Höhepunkt der frühjährlichen Beständeschauen und dieses Jahr wieder ein besonderer Freudentag für Ueli Schärz. Der Züchter aus Aeschi gewinnt mit seiner Simmentalerin Cyrill Rosalie den begehrten «Miss Schöneuter»-Titel.

Eine ebenso begehrte Trophäe wird dem FC Frutigen im letzten Moment weggeschnappt: der Berner Cup. Nachdem das Frutiger Drittligateam mehrere Zweitligisten aus dem Wettkampf gekickt hat, erreicht es zum ersten Mal den Final und steht dort dem FC Aemme gegenüber. Mit einem späten Treffer in der 89. Minute zerschlagen die Emmentaler den Frutiger Pokaltraum – zumindest für dieses Jahr.

Zwei Tage zuvor trotzen 2000 Leute stundenlang dem Mairegen, um mit einem Weltstar zu feiern. Manu Chao, der mit Hits wie «Bongo Bong» ganze Stadien füllen könnte, gibt ein Konzert auf dem überschaubaren Frutiger Freibadareal. Seine Performance ist alles andere als überschaubar: Unermüdlich wirbelt der 63-Jährige über die Bühne und animiert sein Publikum zum Mitsingen und zum Jubeln.

Jubeln kann auch Anton Schmid aus Frutigen. Als einziger Oberländer Schütze erzielt er beim traditionellen Feldschiessen das Punktemaximum. Emotional ist dieser Anlass in Mitholz, weil er dort aufgrund der Munitionsräumung zum letzten Mal stattfindet.

Juni

Die Gemeinde Krattigen will ihr Mehrzweckgebäude auf Vordermann bringen. Weil es sich dabei um ein umfangreiches Projekt handelt, werden die Sanierungsmassnahmen tranchenweise ausgeführt. Als Erstes soll im Sommer 2025 die Öl- durch eine Pelletheizung ersetzt werden. Den dafür nötigen Kredit spricht die Gemeindeversammlung ohne Gegenstimme.

In Aeschi gibt Christian Däpp bereits bekannt, dass er sich für eine weitere Amtszeit als Gemeindepräsident zur Verfügung stellt. Im Herbst wird er mangels Gegenkandidaten still gewählt. Der Frutiger Obmann Hans Schmid hört dagegen aus gesundheitlichen Gründen vor Ende seiner Amtszeit auf. Im Interview blickt er auf 16 Jahre Gemeindepolitik zurück, äussert sich kritisch zur Rolle der Regierungsstatthalterämter und zeigt sich stolz, die Gemeindefinanzen in den Griff bekommen und trotzdem wichtige Sanierungsprojekte lanciert zu haben.

Eine neue Seilbahn zwischen Kandersteg und Elsigen-Metsch soll den Wintertourismus in Kandersteg ankurbeln, eine bessere Auslastung des Frutiger Skigebiets erwirken und mehr Gäste zur Anreise mit dem öV animieren. Nachdem das aufsehenerregende Vorhaben im April erstmals vorgestellt wurde, ist man nun einen Schritt weiter: Eine Machbarkeitsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Bahn realisierbar ist. Die grössten Hürden sind damit natürlich nicht überwunden – zum Beispiel die Finanzierung. Die Initiatoren rechnen mit Kosten von bis zu 95 Millionen Franken und geben sich ein Jahr Zeit, Geldgeber aufzutreiben. Im 2024 liest man zu diesem Thema allerdings nichts mehr. Ein bereits bestehendes Kandersteger Bahnunternehmen muss unterdessen neue Führungspersonen suchen: Völlig unerwartet treten Sunnbüelbahn-Verwaltungsrat Fritz Jost und VR-Präsident Reto Zurbrügg «aus persönlichen Gründen» zurück.

HÜS

JAHRESRÜCKBLICK 2024 - Teil 1

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