Nach und nach hat sich künstliche Intelligenz (KI) in unserem Leben eingenistet. Seit Jahrzehnten verfolgt Peter Fries die Entwicklung, ist begeistert von den Möglichkeiten, weist in seinen Vorträgen aber auch auf Risiken hin.

HANS RUDOLF SCHNEIDER
Bekannt geworden ist Peter Fries im Frutigland wegen der Tellenburg. Der pensionierte Chemiker und Unternehmensberater hat mit seinem 3D-Drucker das frühere Schloss im Massstab 1:87 aufleben lassen, so genau, wie es aus heutiger Sicht rekonstruiert werden konnte.

Die Arbeit mit Computertechnik und Grafik hat ihn das ganze Berufsleben begleitet. Bereits während des Studiums an der Uni Basel Ende der 1960er-Jahre beschäftigte sich Fries mit Hard- und Software, baute eigene Computer und programmierte sie. Während seiner langen Tätigkeit in der Pharmabranche automatisierte er dann unter anderem Produktionsprozesse im Chemiebereich.

Skepsis vor Unbekanntem
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass ihn heute die künstliche Intelligenz beschäftigt. Schliesslich stellte Peter Fries vor 40 Jahren seine ersten computergenerierten Bilder aus. Seine Beziehung zur KI begann somit in einer Zeit, als noch niemand diesen Begriff verwendete.

Sein Wissen, seine Erfahrungen und seine Gedanken über die künstliche Intelligenz gibt er nun weiter und hält Vorträge, der nächste, organisiert von der Volkshochschule Frutigland, findet am 31. Januar statt. Fries vergleicht die heutige Diskussion rund um künstliche Intelligenz mit der Entwicklung der digitalen Fotografie – auch die damalige Skepsis und der Widerstand dagegen weise Parallelen zu heute auf.

Lernfähigkeit ist entscheidend
KI ist heute fast schon überall beteiligt, wird oftmals aber nicht bemerkt. Fries erklärt: «Das Navigationsgerät im Auto kann die Ankunftszeit über lange Distanzen fast auf die Minute genau voraussagen – und die Anzeigen je nach Verkehrslage aktualisieren. Oder das Mobiltelefon schlägt beim Schreiben von Nachrichten Wörter oder ganze Sätze vor.» Solche Funktionen seien dank ausgefeilter Programme möglich, die lernfähig seien und neue Lösungen – zum Beispiel bei Verkehrsstaus – errechneten.

Auch in Redaktionen werden Standardtexte heute oftmals von KI verfasst, wenn es um die Verarbeitung von umfangreichen Daten in kurzer Zeit geht, bespielsweise nach nationalen Volksabstimmungen. Für Peter Fries ist dies völlig legitim, «solange die künstlichen Erzeugnisse von Menschen nachbearbeitet und klar deklariert werden», denn diese Systeme seien weitaus schneller bei der Verarbeitung, als es Menschen je sein würden.

Was passiert hinter dem Bildschirm?
Peter Fries sieht in der rasanten Entwicklung grosse Chancen, gerade in der Medizin, wo KI beispielsweise rasch kleinste Veränderungen bei Blutbildern erkennen, Muster herauslesen und bei Diagnosen wesentlich unterstützten kann. Das ist nicht ohne Risiken: So praktisch diese Unterstützung sei, «wir wissen nicht, was hinter dem Bildschirm, der Tastatur oder dem Sensor passiert und oftmals nicht, auf welchen Daten die gelieferten Angaben oder Auskünfte beruhen und ob diese auch stimmen». Der Mensch werde nicht ersetzbar sein, «dieser muss angebliche Fakten gegenchecken und verifizieren». Problematisch werde es insbesondere dann, wenn KI-Systeme künftig selbst entscheiden oder Massnahmen auslösen würden.

Was sagt das Gesetz?
Eine der bekanntesten Anwendungen, um sich als Privatperson Fragen beantworten oder Texte schreiben zu lassen, ist ChatGPT (siehe Kasten). Auch im Grafikbereich gibt es viele Applikationen, beispielsweise im weit verbreiteten Bildprogramm Photoshop. Peter Fries nutzt diese Software seit deren ersten Versionen und wurde als Tester eingeladen, als es um neue Funktionen oder Verbesserungen im Bereich KI ging. Dass heute oftmals Fotos und ganze Filme computergeneriert sind, ist diesen kaum mehr anzusehen. Das Risiko, auf bewusste Fälschungen oder Manipulationen zu treffen, besteht zunehmend, wie der Referent aufzeigt.

Deshalb versuchen Regierungen oder auch die Europäische Union, den Einsatz von KI zu regulieren. «Die USA sind recht pragmatisch und vernünftig, scheint mir. Wenn ich hingegen das viele Seiten umfassende EU-Regulativ anschaue, ist das völlig unrealistisch und kaum im Sinne der Gesetzgeber umsetzbar. Einmal mehr vorläufig ein Papiertiger.»

Aber nicht nur rechtliche Fragen beschäftigen den gebürtigen Basler, sondern auch ethische, denn die Annäherung an menschliche Intelligenz schreite rasch voran. Viele Fragen über den Einsatz von KI würden erst vor Gericht geklärt. Sein Fazit bei aller Begeisterung für diese Technik: «Nicht alles, was man machen kann, muss man auch machen.» Auch darüber möchte er an seinem Vortrag mit den Teilnehmern diskutieren.

Vortrag «Künstliche Intelligenz – gestern, heute und morgen» von Peter Fries im Schulzentrum Widi: Mittwoch, 31. Januar, 19 Uhr.

Anmeldung erwünscht unter: www.vhs-frutigland.ch

KI erklärt sich selbst

Künstliche Intelligenz (Kl) bezieht sich auf die Fähigkeit von Computern oder Maschinen, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern würden. Kl-Algorithmen und -Modelle ermöglichen es Maschinen, Daten zu analysieren, Muster zu erkennen, Entscheidungen zu treffen und sogar menschenähnliche Verhaltensweisen zu zeigen. Kl hat das Potenzial, viele Bereiche unseres Lebens zu verbessern – von der Medizin über die Automatisierung bis hin zur Unterhaltung. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Kl immer noch von Menschen entwickelt und gesteuert wird und daher von den Informationen und dem Training abhängt, die ihr zur Verfügung gestellt werden.

ERSTELLT MIT CHATGPT

«Nicht alles Machbare muss auch gemacht werden»

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