JANUAR

Wie meistens dominieren auch 2023 zwei winterliche Grossanlässe den Jahresbeginn: Kandersteg putzt sich für die Belle Epoque-Woche heraus und bekommt dafür auch die freundliche Unterstützung von Frau Holle.

Zu reden gibt das Wetter auch in Adelboden, allerdings anders, als gewünscht: Rekordhohe Temperaturen, warme Winde und Regen lassen das Chuenisbärgli kurz vor den Weltcup-Skirennen grün werden.

Offiziell verabschiedet wird 2023 der langjährige Rennleiter Hans Pieren, sein Nachfolger Reto Däpp besteht die Feuertaufe am Ende souverän. Die Piste hält, und als Höhepunkt kann der Schweizer Riesenslalomsieg von Marco Odermatt (Bild) gefeiert werden.

Zu Schlagzeilen führen aber auch politische Ereignisse: Mit den im letzten Jahr bekannt gewordenen Baupolizeifällen in der Gemeinde Frutigen geht es nicht so recht vorwärts (abgeschlossen sind etliche auch heute noch nicht); neuerdings läuft ein aufsichtsrechtliches Verfahren gegen die Gemeinde. Auch in Kandersteg werden die Behörden in diesem Jahr kritisiert – in anonymer Form, was bei vielen nicht gut ankommt. Die Gemeinde muss im Bauwesen nachbessern, wie das Statthalteramt mittlerweile verfügt hat.

Mit seinem neuen Tonträger bringt Stephan Imobersteg alias Steve Hophead amerikanische Klänge ins Frutigland. Er ist nicht der einzige, den es musikalisch oder ganz real in die Ferne zieht: Fast monatlich im «Frutigländer» erscheinende Berichte über Auswanderer, Heimwehoberländer oder Weltenbummler aus dem Tal zeigen: Wir sind hier viel offener als es manchmal erscheinen mag.

Bekannt ist bereits, dass es 2024 wieder ein Freilichttheater geben soll, diesmal nicht bei der Tellenburg, sondern mit dem Thema Lötschbergbau und dem Historischen Bahnhof Frutigen als Kulisse.

FEBRUAR

Die krusierenden Fotos und Videos eines Felssturzes in Kandersteg sind beeindruckend und erschreckend (Bild). Während sich der Spitze Stein im Verlauf des Jahres verhältnismässig ruhig verhält, kommt auf der Allmenalpseite eine Menge Material herunter. Unter Beobachtung stand die entsprechende Bergflanke schon länger. Insbesondere mit dem Allmibach gibt es nun Probleme, der Wasserfall ist verschwunden, und plötzlich drückt auch von unten Grundwasser in die Gebäude in der Talebene. Grössere Baggerarbeiten sind unvermeidlich. Im Sommer kann der Klettersteig auf die Allmenalp dennoch wieder geöffnet werden, und auch die Seilbahn erleidet beim Ereignis keine Schäden.

Eine emotionale Debatte löst die sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats aus: Sie zweifelt die Variantenevaluation des VBS an, fordert weitere Abklärungen zum Munitionsstollen in Mitholz – und blockiert so den 2,6-Milliarden-Franken-Kredit für die Räumung der explosiven Altlast. Nach einigen Diskussionen wird Ende März schliesslich doch noch grünes Licht gegeben.

Das Frutigland hatte im Februar 2022 rasch umfangreiche Hilfe für die Ukraine organisiert. Ein Jahr nach dem Überfall Russlands auf seinen westlichen Nachbar wird mit einer Schweigeminute und Glockengeläut die Solidarität mit den Geflohenen bekundet. Den verschiedenen lokalen Hilfsorganisationen wie HelpNet sowie Privatpersonen attestiert man grosse Hilfsbereitschaft.

MÄRZ

Für Furore sorgt eine Gruppe der Oberstufenschule Aeschi-Krattigen: Sie ertanzt sich beim Berner School Dance Award in ihrer Kategorie den ersten Platz (Bild) und hat in der Folge einen beeindruckenden Auftritt am Schweizer Final in Basel. Dort erobern die Schülerinnen mit ihrer Tanzdarbietung «3703» Silber, und sie gehören somit offiziell zu den besten und kreativsten Schultanzgruppen der Nation.

Die Busse von Kander-Reisen sind im Frutigland omnipräsent: Sie bringen SchülerInnen zum Unterricht und Touristen ins Gasterntal oder ins Skigebiet Elsigen-Metsch. Beliebt sind auch die Ausflugsfahrten in die ganze Schweiz, begleitet von den launigen Kommentaren des Inhabers Theophil «Fidel» Schmid am Steuer. Das Dorforiginal übergibt nun seinen Traditionsbetrieb altershalber an Marcel Germann, damit die Busse weiter rollen. Auch die roten Busse der AFA fahren nun unter neuer Flagge, wie im März bekannt wird: Als Folge des Postautoskandals wird die Firmenstruktur angepasst und das Unternehmen in einen Reise- und den öV-Bereich aufgeteilt.
Sportlich macht der EHC Adelboden von sich reden: Die Erstligisten erreichen nach einer schwierigen Saison schliesslich den ausgezeichneten zweiten Platz der Qualifikation. In Sachen Fairplay sind Trainer Putz Schranz’ Mannen aber noch besser: In dieser Kategorie thront der EHCA mit Abstand an der Spitze und gilt als fairstes Team der Liga.

APRIL

Gleich zu Beginn des Monats wird bekannt, dass die Lenker und die Adelbodner Bergbahnen den Betrieb unter eine gemeinsame Führung stellen wollen. Was 2003 noch abgelehnt wurde, kommt zwanzig Jahre später zustande – «Adelboden-Lenk…dänk» wächst nicht nur als bekannte PR-Marke zusammen. Grund für die neue Betriebsgesellschaft ist das wirtschaftliche Umfeld, das Anpassungen erfordere, wie es heisst.

Bei Industrie und Gewerbe geht es vorwärts in der Region: Die Bucher Hydraulics AG gibt ihre Ausbaupläne bekannt. Ein neuer Büroturm soll effizientere interne Abläufe gestatten. Zudem wird das 50-Jahr-Jubiläum des grossen Betriebs mit einem Tag der offenen Tür nachgefeiert.

Ausbauen will auch die Ciments Vigier SA und zwar die Gewinnung von Gips in Krattigen mit einem Zeithorizont bis ins Jahr 2045. Über die vorgestellte Überbauungsordnung soll 2025 abgestimmt werden.

Ein Heimspiel hat Albert Rösti (Bild) in der Landi Frutigen: Bei Züpfe und Hobelkäse verspricht der Bundesrat nach gut 100 Tagen im Amt, dass er trotz der neuen Funktion «einer von euch» bleibe. Er gibt einen Einblick in seinen Tagesablauf als Chef des riesigen UVEK-Departements, erklärt seine schwergewichtigen Verantwortungsbereiche und betont gleichzeitig die begrenzten Möglichkeiten seines Amtes.

Für ein bisschen Unmut bei Gewerblern und ein bisschen mehr Behinderungen sorgt die erste Etappe der Sanierung Dorfdurchfahrt Frutigen. Die Grossbaustelle zieht sich bis kurz vor Weihnachten hin – und als Warnung: Die zweite Bauetappe vom «Leist» bis zum Spital folgt im Sommer 2024.

MAI

Die Schweizerische Patenschaft für Berggemeinden respektive ihre Beiträge an unterschiedlichste Projekte sind gern gesehen. An der Jahresversammlung der «Patenschaft» in Zürich hat Frutigen die Gelegenheit, sich als Gemeinde zu präsentieren und gleichzeitig auch den Kanton Bern zu repräsentieren. Gemeindepräsident Faustus Furrer (Bild) hält eine Ansprache, und Frutiger SchülerInnen bedanken sich mit Tanz- und Gesangsauftritten für die 400 000 Franken, die für den Um- und Ausbau des Schulhauses Widi gespendet worden waren.

Es hat sich ausgedreht: Nach jahrelangen Diskussionen und Abklärungen ist nun klar, dass die Ampel in Reichenbach nicht durch einen Kreisel ersetzt wird. Bestimmend für die Kursänderung war der Wunsch der Gemeinde, auf den Kreisel zu verzichten sowie die Überprüfung der Planung wegen des Wechsels der Strasse vom Kanton an den Bund. Grund für die Staus seien primär zu grosse Abstände zwischen den Fahrzeugen, ermittelte das Bundesamt für Strassen (Astra). Eine neue Gesamtbeurteilung der Dorfdurchfahrt wird in Auftrag gegeben.

Gleich zweimal war Ende des Monats der Tourismus in der Region im Fokus: Ein Facebook-Post des Berghotels Oeschinensee erläutert, wieso das Hotel geschlossen bleibe und das Restaurant auf Selbstbedienung umgestellt werde – und sorgt für riesige Resonanz. In der ganzen Schweiz diskutiert man danach über Overtourism – Erfolg kann auch eine Belastung sein.
Von Erfolgen kann auch das Hotel Hari Adelboden berichten. Das erste Haus am Platz – der erste Adelbodner Übernachtungsgast wurde 1873 dort untergebracht – feiert sein 150-jähriges Bestehen und präsentiert millionenschwere Um- und Ausbaupläne.

JUNI

Das unverzichtbare Lebensmittel Wasser als Spekulationsobjekt? Nicht mit uns, sagen sich einige Grössen aus Sport und Wirtschaft und kaufen dem Lichtund Wasserwerk Adelboden kurzerhand die Mineralquelle ab. So wollen die Hockeyspieler Roman Josi und Mark Streit, Schwingerkönig Christian Stucki, Tennis-Coach Severin Lüthi oder Fussball-Goalie Yann Sommer sicherstellen, dass das kostbare Adelbodner Nass nicht in ausländische Hände gelangt.

Der Niesen kann sich der längsten Treppe der Welt rühmen. Im Juni findet schon zum 20. Mal der Niesen-Treppenlauf – ein kräftezehrende und schweisstreibendes Rennen über 11 674 Stufen. Rund 500 AthletInnen nehmen in verschiedenen Kategorien teil, und erfreulicherweise gibt es mit Christine Müller (Aeschi) auch einen Oberländer Kategoriensieg.

benfalls ein Highlight war die 20. Austragung des Red Bull X-Alps. Der Frutiger Chrigel Maurer (Bild) gewinnt das internationale Gleitschirmrennen zum achten Mal. Sein Kollege Patrick von Känel landet auf dem 5. Platz, Sepp Inniger jubelt über seinen 12. Rang. Beim Turnpoint Frutigresort erwarteten frühmorgens Hunderte Zuschauer die Spitzensportler.

Der Juni ist aber auch der Auftaktmonat für viele Jubiläen in diesem Jahr: Vor 75 Jahren wurde die legendäre Sesselbahn zum Oeschinensee erbaut und der Schwimmklub Adelboden sowie der Fussballclub Frutigen gegründet. Die Vereine wissen ihre runden Geburtstage mit entsprechend gut besuchten Festen würdig zu feiern (mehr dazu im zweiten Teil).

HSF

JAHRESRÜCKBLICK 2023 – TEIL 1

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