Ein Weltstar rockt die Badi

  22.05.2024 Frutigen

KONZERT VON MANU CHAO IN FRUTIGEN

Das Freibadareal als Treffpunkt für alle: Der Musiker und Sänger Manu Chao beehrte nach langer Zeit wieder einmal die Schweiz und gab am vergangenen Donnerstag ein energiegeladenes Open-Air-Konzert.

MARIA STEINMAYR
Wolkenverhangen und regnerisch gab sich das Kandertal, trotzdem war das Konzertgelände gefüllt. Besonders vor der Bühne drängten sich die Menschen, um möglichst nahe bei der Band zu sein. Reto Grossen, Präsident von Kander Kultur und Veranstalter, eröffnete den Abend. Die Geschichte war schnell erzählt: Grossen traf Manu Chao an einem seiner Konzerte in Spanien und überzeugte ihn, im Berner Oberland aufzutreten. Bald darauf wurde der Deal ausgehandelt, die 2000 Tickets waren schnell verkauft und der Musiker gemeinsam mit seinem «Acustico-Trio» auf dem Weg in die Schweiz, um nach acht Jahren wieder hier zu spielen.

Wenn Träume wahr werden …
«Eine unglaublich grosse Geschichte, die heute hier passiert, schon fast surreal.» Reto Grossen war hin und weg, eines seiner Idole in seinem Heimatort begrüssen zu dürfen. «So eine Legende, und das hier bei uns in Frutigen», kündigte er den Musiker an und bat ihn auf die Bühne.

Und Manu Chao startete gleich mit einem Knaller. Bereits das erste Lied lud zum Tanzen und Mitsingen ein, der Weltstar weiss auch mit seinen 62 Jahren Stimmung zu machen und alle mitzureissen. Nach zwei Stunden Spielzeit im Regen wollte er immer noch nicht aufhören «I don’t wanna stop!», rief er mehrmals ins Mikrofon. «Do you want more, Frutigen?» Und natürlich: Frutigen wollte.

Etwa 2000 Personen waren angereist, viele von ihnen von weiter her mit dem Zug. Ausgestattet mit Pelerinen, wasserfesten Mänteln und Hüten trotzten sie dem ungemütlichen Wetter. Doch der Regen und der aufgeweichte Boden taten der Stimmung keinen Abbruch, die BesucherInnen tanzten ausgelassen und hielten sich so warm.
Das Publikum war bunt gemischt. Vom Rastafari bis zu Kindern mit ihren Eltern war alles dabei. Marihuana-Schwaden zogen übers Gelände, andere tranken lieber Bier. Die Veranstaltung verlief friedlich, so wie es sich Manu Chao gewünscht hatte – ein grosses Miteinander.

Ein Hit folgte auf den nächsten
Im Lauf des Abends kamen alle auf ihre Kosten. Besonders als die alten Hits wie «Bongo Bong», «Clandestino» oder «Me Gustas Tu» ertönten, gab es kein Halten mehr.

Einige der Wörter blieben wohl auch den nicht Spanisch sprechenden BesucherInnen im Ohr. Viele Lieder handeln von libertad (Freiheit), amor (Liebe) und esperanza (Hoffnung). Nach dem Abend wussten wohl auch alle Konzertbesucher-Innen, dass mi corazón «mein Herz» bedeutet. Manu Chao gab sich gewohnt sprachgewandt (siehe Kasten) und rief dem Publikum sogar ein paar Worte auf Deutsch zu. Auch seine politische Meinung tat der Musiker kund: «Niemand ist illegal» und «Frieden für Palästina» waren nur einige seiner Aussagen.

Kleine Bühne für grossen Star
Manu Chao könnte Stadien füllen, doch er verzichtet ganz bewusst auf das Geschäft mit der Masse. Lieber spielt er auf kleinen Bühnen und verlangt auch kein Vermögen dafür. Sonst wäre es vermutlich schwierig geworden, ihn nach Frutigen zu holen.

Manu Chaos Akustikkonzerte finden bei seinen Fans grossen Anklang, die Tickets waren heiss begehrt und das Konzert innerhalb kürzester Zeit ausverkauft – wie es übrigens auch bei den beiden nachfolgenden Schweiz-Konzerten der Fall war. Am vergangenen Wochenende spielte Manu Chao in der Mühle Hunziken und im Bierhübeli in Bern. Doch egal, wie viele Leute zu seinen Konzerten kommen, er hat definitiv genug Energie und Ausdauer für alle übrig. Über zwei Stunden dauerte die Show in Frutigen, und das Publikum hielt trotz des immer wieder einsetzenden Regens durch. Mehr noch: Nach vielen Zugaben tanzten schliesslich auch die Letzten Richtung Sonderzug, um nach Hause und ins Trockene zu gelangen.

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Musiker seit jeher

Manu Chao ist ein Sänger und Gitarrist baskisch-galicischer Abstammung. Geboren im Jahr 1961 in Paris, hat er sein Leben seit 1984 der Musik verschrieben. In seinen Texten vermischt er viele Sprachen wie Französisch, Spanisch, Englisch, Portugiesisch oder Arabisch, die man zeitweise alle in einem einzigen Lied findet. Seine Musik kann man keinem bestimmten Genre zuordnen. Die Songs sind häufig im Reggae-Stil gehalten, mit Einflüssen von Ska und Worldbeat sowie von lateinamerikanischen Elementen.

TEXT: MAS

BILD: KANDER KULTUR


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