WINTERSPORT Ein Saison-Abo für alle grossen Oberländer Skigebiete – das war einmal. Inzwischen konkurrenzieren sich in der Region zwei ebenbürtige Anbieter. Ist das für die Frutigländer Bevölkerung ein Vor- oder ein Nachteil?

JULIAN ZAHND
Früher war manches einfacher – auch der Einstieg in die Skisaison. WintersportlerInnen suchten sich ihr Lieblingsgebiet in der Nähe aus und lösten dafür eine Saisonkarte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen kämpfen die meisten Bergbahnen nicht mehr allein um Kund-Innen, sondern suchen sich (Tarif-) Verbündete, was die Sache komplizierter macht.

Jeder mit jedem
Die Kooperation zwischen den Skigebieten Adelboden und Lenk, der sich zwischenzeitlich auch Kandersteg anschloss, besteht seit fast 40 Jahren. Doch richtig in Bewegung geriet das Oberland im letzten Jahrzehnt: 2014 schlossen 16 kleine Oberländer Skigebiete einen Bund namens Voralpen-Charme. Das Zugpferd dieses Angebots war Elsigen-Metsch, das als eines der einzigen angeschlossenen Gebiete als schneesicher galt. Ein paar Jahre später taten sich die vier grossen Destinationen der Region zu den «Top4» zusammen. Auch Elsigen-Metsch schloss sich den «Big Four» an und verabschiedete sich folglich vom Voralpen-Charme.

Für die verbliebenen Kleingebiete musste eine Lösung her und die Rettung kam aus dem Westen: 2017 entstand das Produkt Magic Pass, der Verbund deckte vor allem die französischsprachige Seite des Landes ab. Die Berner Lifte und Bergbahnen schlossen sich diesem Verbund an, auch Aeschiallmend, Faltschen und Kiental traten im Laufe der Zeit bei.

Die Wachstumsrate des Magic Passes ist beeindruckend: Inzwischen beinhaltet das Angebot fast 100 Gebiete, rund die Hälfte davon sind auch im Sommerhalbjahr zugänglich. Jüngst konnte der einstige «Verbund der Kleinen» zudem zwei dicke Fische an Land ziehen: die Destinationen Gstaad und Meiringen-Hasliberg. Von den «Top4» fielen somit zwei weg, die verbliebenen Gebiete, Adelboden-Lenk und die Jungfrauregion, mussten erneut auf Partnersuche gehen. Fündig wurden sie im Wallis und in der Innerschweiz: zusammen mit der Aletsch Arena und Engelberg-Titlis entstand der neue AlpsPass.

Zwei Abos mit unterschiedlichen Stärken
Die grossen Berner Oberländer Skigebiete können somit ab nächster Saison nicht mehr mit einem einzigen Saisonticket befahren werden. Für die Oberländer und insbesondere für die Frutigländer Bevölkerung ist dies ein Nachteil. Für ehemalige Top4-Pass-BesitzerInnen in Frutigen beispielsweise war ein Tagesausflug in die Nachbartäler eine Option: Sowohl die Jungfrauregion als auch Gstaad und Hasliberg sind mit dem Auto in einer knappen Stunde zu erreichen. Die Fahrt zu den neuen Partnern des AlpsPasses dauert doppelt so lange.

Beim Magic Pass liegen zwar zahlreiche Partnergebiete in Reichweite, doch die «Home Base» Adelboden-Lenk ist in diesem Abo nicht inbegriffen. Zudem befinden sich in diesem Verbund zahlreiche Skigebiete in tieferen Lagen. Mitte März waren beispielsweise bloss 17 Gebiete geöffnet, inzwischen sind es wieder etwas mehr. Der Magic Pass punktet daher mit einem tiefen Tarif für Erwachsene und mit der zeitlichen Komponente: Er gilt für ein ganzes Jahr – im Gegensatz zum AlpsPass also auch im Sommer.

Der AlpsPass wiederum lockt KundInnen mit auffällig tiefen Preisen für Kinder und Jugendliche, was das Ticket für Familien attraktiver machen soll. Zudem lässt sich für einen Aufpreis von 100 Franken ein Kombiticket lösen, mit dem man die Bergbahnen Adelboden-Lenk auch im Sommer nutzen kann.

Ein einziger Pass fürs Frutigland?
Letzlich ist somit klar: Wer sich künftig eine Saisonkarte kaufen will, muss sich dabei mehr Gedanken machen als früher. Nur nachteilig ist die Konkurrenzsituation allerdings nicht: So zeigt das vorligende Beispiel deutlich, dass sich die beiden Ticketverbünde ein möglichst klares Profil verpassen möchten und eigene Attraktivitätsschwerpunkte setzen. Je nach persönlichen Bedürfnissen können sich Kundinnen nun für einen der beiden Pässe entscheiden und hoffen, dass der Wettbewerb die künftigen Preisanstiege in einem angemessenen Rahmen halten wird.

Und wie steht es mit einem Saisonpass, der alle Frutigländer Skigebiete umfasst und für die Frutigländer Bevölkerung zweifelsohne am attraktivsten wäre? «Aus Sicht der Gäste, der Bergbahnen und der Frutigländer-Innen wäre das sicherlich wünschenswert», sagt Dominique Lüthy, Geschäftsführer von Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg. «Allerdings stehen wir vor der Herausforderung, dass Kandersteg seinen Schwerpunkt im Sommer hat, während Adelboden vor allem im Winter stark ist.» Mit der 365-Tage-Strategie für die gesamte Destination arbeite man gezielt daran, diese Saisonalität auszugleichen. «Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns in Zukunft in die richtige Richtung entwickeln.»

Bewegung im Bergbahn-Markt

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