GLÜCK UND KARRIERE(N)

Wenn Trachtengruppen, Jodlerklubs oder Musikvereine Theater aufführen, ist der Saal meist voll. Dann geht es lustig zu und her, und das Publikum lacht Tränen. Ganz ähnlich ist es bei manchen Medienkonferenzen in Bundesbern – nur dass sich die JournalistInnen im vollbesetzten Saal das Lachen verkneifen müssen.
Ein besonderes Lustspiel bot die Pressekonferenz von letzter Woche. Auf der Bühne sassen vier Leute und erklärten dem Land die wundersame Welt des VBS. Der Witz war: Alle vier hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Jobs bereits gekündigt, von Bundesrätin Viola Amherd über den Armee-Chef Thomas Süssli bis hin zum obersten Geheimdienstler Christian Dussey. Den Namen des anwesenden Bundesratssprechers, Andrea Arcidiacono, müssen Sie sich auch nicht mehr merken; der geht bereits Ende März.
Der zweite Witz: Die Fahnenflüchtigen verkündeten vor den Medien ein Desaster nach dem anderen. Bei der RUAG gibt es einen Betrugsskandal, teure Rüstungsprojekte der Armee sind komplett aus dem Ruder gelaufen, weitere Spitzenmilitärs werden das VBS verlassen, unter ihnen der Luftwaffenkommandant. Doch Viola Amherd wollte partout keine Krisensituation erkennen. In das Chaos hinein sprach sie den schönen Satz: «Ich verstehe die Aufregung nicht.»
Die Führung wirkt überfordert, die wichtigsten Mitarbeiter schmeissen den Bettel hin – da wird es natürlich schwierig, den Laden am Laufen zu halten. Das hat sich möglicherweise auch Gerhard Pfister gedacht und auf eine Bewerbung fürs VBS verzichtet: «Ich wäre kein glücklicher Bundesrat geworden.» Ja, so sind die modernen Zeiten: Wer die Wahl hat zwischen Karriere und Glücklichsein, entscheidet sich heute für Letzteres. Warum soll man sich auch kaputtschuften? Man hat nur Scherereien, und am Ende dankt es einem sowieso keiner.
Nun steht der letzte Akt bevor, und wie jede ordentliche Komödie wird vielleicht auch der VBS-Schwank mit einer Überraschung enden. Eine Zeitlang schien es sicher, dass Markus Ritter Bundesrat wird und das VBS, nun ja, ausmisten darf. Doch am Ende könnte doch noch Pfister im Chefsessel landen – Martin Pfister.

MARK POLLMEIER

M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT – Glück und Karriere(n)

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title