AUS’M GLASL G’HUPFT

Er hat es wieder getan! Die Rede ist nicht von Putin oder Trump, sondern von meinem kulinarisch interessierten Bürokollegen Mark Pollmeier. Der hatte sich vor einiger Zeit auf einen Versuch mit veganem Raclettekäse eingelassen. Kurzfazit: ein Flop, der Bauchweh machte. Sowohl die Konsistenz als auch der Geruch des Produkts waren «eine echte Herausforderung». Der Kollege gab danach quasi mir die Schuld: Ich hätte ihm die Werbung für das Zeug ja nicht schicken müssen!
Leider hatte ich das nicht mehr im Hinterkopf, als ich ihm kürzlich ein weitere E-Mail aus dem Spam-Ordner weiterleitete. Diesmal wurde für bayerischen Krusten-Leberkäse geworben. Das angebliche Wahrzeichen Bayerns sei «ein kräftiger und deftiger Leberkas, hergestellt aus magerem Rind- und Schweinefleisch nach traditioneller Rezeptur», hiess es. Die gewürzte Fleischmasse müsse gebraten oder in der Heissluftfritteuse erhitzt werden, denn er solle zum Verschlingen warm sein. Doch jetzt wird es spannend: Der Leberkas wird im Glas geliefert und kann auch darin zubereitet werden. Nach 30 Minuten im Backofen – entweder liegend oder stehend – soll er fertig sein. Bei korrektem Befolgen der Anleitung komme er dann von selbst goldbraun «aus’m Glasl g’hupft» – so jedenfalls die Werbung. Mark hat es also wieder getan und sich ein Sechser-Probierpack aus seinem Heimatland schicken lassen. Ich war sehr gespannt, ob ich erneut schuld an irgendwas sein sollte – vielleicht wieder an Magenbeschwerden. Ich wartete also auf die fundierte Gastro-Kritik des Kollegen. Doch was soll ich sagen? Er ist offenbar nicht der Einzige, der Lust auf «Hupsi» hat – das ist nämlich der Markenname der essbaren bayrischen Fleischmasse. Die Schweizer Post vermeldete online, das Paket sei mit einem Elektrofahrzeug ausgeliefert worden. Doch im Postfach ist zumindest bis jetzt nichts angekommen. Zum Glück ist das kulinarische Abenteuer «für Hunger-Notfälle» ungekühlt bis zu zwölf Monaten haltbar. Vielleicht kommt es ja noch an – oder ein frecher Leberkas-Dieb macht hoffentlich dieselbe Erfahrung wie mein Kollege mit dem veganen Raclettkäse: Es wird ihm speiübel!

HANS RUDOLF SCHNEIDER

H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT – Aus'm Glasl g'hupft

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title