Pannen mit 17

Für mein 18. Lebensjahr habe ich mir etwas ganz Besonderes vorgenommen: «keine peinlichen Patzer, keine Schwierigkeiten – einfach souverän und (fast) erwachsen sein.» Und was soll ich sagen? Kaum war mein 17. Geburtstag vorbei, fühlte ich mich schon wie ein neues, reiferes Ich.

Doch die Realität liess nicht lange auf sich warten. So stand ich plötzlich wieder vor einer Herausforderung, bei der ich ohne fremde Hilfe nicht weiterkam: Meine theoretische Prüfung fürs Auto- und Motorradfahren stand bevor. Ich war sicher, dass nichts schiefgehen konnte – schliesslich war ich perfekt vorbereitet: die richtige Busverbindung herausgesucht, einen Zeitplan erstellt und bereit, mein Wissen im Examen zu zeigen. Nur nützte mir all dies nichts, weil ich den Bus in die falsche Richtung nahm.

Sobald ich das realisierte, war es auch schon zu spät: Ich stand an der Endhaltestellte in Steffisburg, weitestmöglich entfernt von meinem eigentlichen Ziel, dem Verkehrsprüfungszentrum Thun. Mein erster Gedanke? Das kann nicht wahr sein! Mein zweiter Gedanke? Ich bin geliefert. Noch zehn Minuten bis zur Prüfung und ich hatte keine Ahnung, wie ich da rechtzeitig hinkommen sollte. Nach etwa acht erfolglosen Versuchen, per Autostopp jemanden anzuhalten, war ich kurz davor aufzugeben. Der Taxidienst? Entweder besetzt oder schlicht unerreichbar.

Umso erleichterter war ich, als schliesslich eine sehr nette Frau aus dem Oberland anhielt und mich direkt zum Prüfungszentrum fuhr. Ich bedankte mich mindestens fünf Mal hintereinander, sprang aus dem Auto und rannte schnellstmöglich zur Eingangstüre. Anders als geplant, platzte ich dann mit pochendem Herzen und leicht verschwitztem T-Shirt ins Prüfungszimmer hinein. 25 Augenpaare drehten sich gleichzeitig zu mir um. Peinlich? Vielleicht. Aber dafür war jetzt keine Zeit.

Ohne mich erklären zu müssen, liess mich der sehr gutmütige Prüfer trotz Verspätung die Prüfung noch schreiben. Während ich dasass und versuchte, mich zu konzentrieren, spürte ich immer noch das Adrenalin von vorher. Ich dachte nur: Na toll, das war ja mal ein erwachsener Start in mein neues Lebensjahr!

Wenigstens zahlte sich der Stress aus: 15 Minuten später? lief ich mit meinem frisch erhaltenen Lernfahrausweis nach draussen. Jetzt ging es ans Eingemachte. Das «L»-Schild zu Hause an den alten Honda-Chopper meines Vaters montiert, die Motorradjacke angezogen, Helm aufgesetzt, und los ging’s!

Meine erste Challenge bestand darin, bis zum nächsten Coop und wieder zurückzufahren, um den Einkauf zu erledigen. Wie schwierig konnte das schon sein?

Der Hinweg verlief noch reibungslos, doch auf dem Rückweg stiess ich auf ein Problem. Habt ihr gewusst, dass sich der Motor verabschiedet, wenn man im dritten Gang versucht, eine Einfahrt hinaufzufahren? Nun ja, ich weiss es jetzt. Verzweifelt hielt ich fünf Minuten lang das Motorrad mit der Handbremse an Ort und Stelle, während ich immer wieder die Kupplung langsam kommen liess und Gas gab – erfolglos. Irgendwann kamen zwei Männer auf mich zu, einer von vorne, der andere von hinten, und gaben mir den entscheidenden Tipp: «Nimm die Fussbremse, nicht die Handbremse.» Und siehe da: Ich konnte problemlos in den ersten Gang wechseln und die Einfahrt hinauffahren.

All diese Erlebnisse haben mich eines gelehrt: Ich bin lieber dankbar für die Hilfe, die ich bekomme, als mich für meine Pannen zu schämen. Ohne die hilfsbereiten Menschen um mich herum würde ich nicht so viel lernen, wie ich es jetzt gerade tue. Fehler passieren, das gehört dazu. Aber die wahre Lektion für mich ist, dass es okay ist, Hilfe anzunehmen und dadurch zu wachsen. Das ist es, was mich weiterbringt. Danke für all die solidarischen Begegnungen, die ich tagtäglich um mich herum erleben und beobachten darf. Zusammen machen wir einen Unterschied!

SARAH WNUK

SARAHWNUK@GMX.CH

DIE WELT UND ICH – Pannen mit 17

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