DIE SACHE MIT DEN EXPERTEN

Wird ein Thema latent, plötzlich kontrovers oder überhaupt zu einem Thema, greifen Medien schnell mal zu Expertenmeinungen. Zum Glück gibt es heute auch bei den Fachleuten eine Professionalisierung, eine Unterteilung in viele Nischen: Eine oder einer passt immer. Welche Qualifikationen nötig sind, um als Experte zu gelten, bleibt hingegen häufig ein bisschen undurchsichtig und subjektiv.
Dasselbe gilt auch für die Berufsbezeichnungen, die jeweils aufgeführt werden. Ich will niemandem zu nahe treten, aber gerade im endlosen Bereich der Forschung und der Psychologie sind mir in letzter Zeit einige bemerkenswerte Berufe aufgefallen.
Da wären beispielsweise der Organisationspsychologe, die Stadtpsychologin, die Konfliktforscherin, der Markenexperte, der Reputations experte, aber auch der Glücksforscher, die Kältetrainerin, der Emotionspädagoge, die Ernährungssoziologin sowie der Erkenntnistheoretiker und der Pausenforscher. Letzterer ist mir richtig sympathisch, und ein mögliches Anforderungsprofil für seine Tätigkeit lässt der Fantasie freien Lauf. Im Ernst: Er beschäftigt sich mit der Tatsache, dass Pausen durchaus sinnvoll sind, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten oder sich zu regenerieren. Ketzerische Frage: Wer weiss das nicht selbst?
Interessant ist der Erkenntnistheoretiker, der in einem deutschen Nachrichtenmagazin erklärt, wie ethischer Kapitalismus die Demokratie retten kann – und was vegane Teewurst damit zu tun hat. Da verstehe ich plötzlich, wieso man für solche Auskünfte studiert haben muss – um überhaupt eine Ahnung zu haben, worum es geht.
Diese spannenden Berufsbezeichnungen existieren vor allem in der nichtproduzierenden Arbeitswelt. Es ist wohl einfach schick, sich Glücksforscher zu nennen (spielt der tagtäglich Lotto?). Aber sowas kann ich auch: Da ich mich recht intensiv mit Militärgeschichte und insbesondere mit Festungen beschäftige, könnte ich mich ja ab jetzt als Bunkerologe bezeichnen. Schliesslich ergibt eine I nternetsuche, dass es seit 2009 in Südtirol sogar ein (privates) Institut für angewandte Bunkerologie gibt – n atürlich auch selbst ernannt!

HANS RUDOLF SCHNEIDER

H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT - Die Sache mit den Experten

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