Skifahren und seine Nebenwirkungen in aktuellen Zeiten

Der Winter hat Einzug gehalten. Viele Regionen der Schweiz wurden bereits im November von unerwarteten Schneemassen überrascht, und als Folge davon stand in mehreren Städten der öffentliche Verkehr still. Bilder mit Langläufern auf Busstrecken in Berns Gassen liessen mich schmunzeln. Heutzutage legen schon ein paar Zentimeter weisse Pracht das Leben lahm.

Mit dem frühen Schneefall kam bei vielen auch die Sehnsucht nach weissen Landschaften und nach dem beliebten Schneesport. – und mit ihr die Herausforderungen, die sich uns stellen.
Was gibt es Schöneres als einen Skitag bei genügend Schnee und Sonnenschein? Doch das Skifahren im 21. Jahrhundert ist zu einem Balanceakt geworden. Der Sport lockt so viele Menschen in die Berge, dass die Bergbahnen stets ihre Kapazitäten erhöhen und ihr Angebot anreichern müssen. Das wiederum führt zu Fragen, Risiken und Nebenwirkungen. Soll ich meine eigene Ausrüstung kaufen oder lieber eine mieten? Kaufe ich die Saisonkarte? Eine vergünstigte Tageskarte im Voraus, eine Stundenkarte? Reise ich mit dem Auto an oder vielleicht doch mit dem ÖV?

Als Nebenwirkung verstopfen Autos aus allen Ecken der Schweiz bis zum Ende der Saison Strassen und bringen den Verkehr im Unterland auch ohne behindernden Schnee zum Erliegen.

Als Bewohnerin der Bündner Herrschaft stehe ich Wochenende für Wochenende im Rückreisestau. Planung ist daher unerlässlich: Wer nach 15 Uhr noch mit dem Auto unterwegs ist, steht still. Was im Kandertal die Ampel in Reichenbach ist, ist im Heidiland die Autobahnzufahrt Landquart. Als Frutigerin konnte ich dem Stau rasch entfliehen, als Herrschaftlerin ist das anders. Wie im Kandertal suchen und finden Tausende von Tagestouristen jede erdenkliche Nebenstrasse. Wenn es einnachtet, schleichen kilometerlange Lichterschlangen über Autobahn, Hauptund Nebenstrassen. Die Dörfer in der Region sind stundenlang fast lahmgelegt. Im Prättigau riegelt die Polizei in Stauzeiten die Einfahrt in Dörfer hermetisch ab und in Bad Ragaz wird bis Ostern mit einem Ampelsystem ein künstlicher Stau produziert. Sachen gibt’s!
Ob sich Mann und Frau der Belastung bewusst sind, die sie uns Einheimischen verursachen, wenn sie jedes Fahrverbot missachten, um dann doch keinen nennenswerten Zeitgewinn zu haben? Das Heimkommen braucht eben auch seine Zeit.

Will ich nicht genervt mittendrin stehen, muss ich wohl in Zukunft fürs Skifahren tatsächlich auf die Bahn umsteigen.
Vorerst habe ich eine Alternative gefunden: Wir verbringen die Tage über Silvester im Kandertal. Die gemietete Ferienwohnung liegt strategisch sinnvoll Richtung Kandersteg. Ich weiss, in diesen Ferientagen werde ich genauso eine Touristin sein, die mit dem Auto ins Skigebiet fährt. Meine Ausrede: Ich bin nach wie vor mehr im Berner Oberland zu Hause als im Bündnerland, bin also eigentlich eine Einheimische. Der «Spagat» zwischen den beiden wunderschönen Bergregionen gelingt mir noch nicht. Und deshalb freue ich mich auf die Kurven im Schnee mit Sicht auf die schönsten Berge der Schweiz. Ich kann die Tage gemütlich ausklingen lassen und dabei riskiere ich nicht einmal einen Stau. Herrliche Aussichten!

Mit diesen Gedanken und der Vorfreude auf die Ferientage in der Region verabschiede ich mich, liebe Leserin, lieber Leser, nach fünf Jahren von Ihnen.
Der erste «Spagat» war auch vom Wintersport geprägt. Ich machte mir damals Gedanken über die Arbeit im VIP-Zelt am Weltcup in Adelboden. Selbstverständlich werde ich auch an der kommenden Austragung dabei sein.
Bleiben Sie gesund!

FRANZISKA KAUFMANN

FR.KAUF@GMAIL.COM

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