Ich schenke dir einen Stern

Vor einigen Tagen habe ich einen mir unbekannten Comic von Buddy Gator gesehen. Darin geht es darum, dass sich Tiere gegenseitig in der Realisierung ihrer Träume und der Bewältigung ihres Lebens unterstützen – und dabei achtsam mit einander umgehen.
Diese Momente der Achtsamkeit, wahrzunehmen, in welchem Zustand sich andere befinden und sie darin annehmen: das sind Geschenke des Lebens. In der Zeit des Advents, in der alles voller elektrischer Lichter blinkt und grell leuchtet, scheint es solche Momente nicht mehr zu geben. Die Menschen eilen auf Weihnachten zu, gönnen sich kaum eine Verschnaufpause vor lauter Vorbereiten, um dann glücklich (oder eher erschöpft?) mit der Familie unter dem Baum zu sitzen. Zeit zum Durchatmen bleibt da kaum.

Kurzatmigkeit vor Weihnachten – so könnte eine neue ärztliche Diagnose lauten. Dazu kommen die Kriege, die uns mehr und mehr beschäftigen, sei es als psychischer Druck oder auch, weil Menschen, die dem Krieg entfliehen, unseren Alltag prägen – sowohl am Arbeitsplatz, in der Pflege, wie auch in der Zeitung und der Politik.

Doch ungeachtet der ganzen schreienden Leuchterei und des Vielzuviel und Vielzuschnell geschehen neben uns Geschenke des Lebens. Es mag der Moment sein, in dem die Nachbarin mir zu viel gekauftes Obst schenkt, und ich, geschwächt durch eine Erkältung, gerade dringend Vitamine benötige. Wie wäre es mit dem Moment, wenn in Syrien jahrelang eingesperrte Frauen und Mädchen aus dem Gefängnis entlassen werden? Oder auch, wenn eine betreute Person, die immer wieder depressive Gedanken äussert, in der herausfordernden Weihnachtszeit Pläne schmiedet für das nächste und das übernächste Jahr!

All diese Momente sind Geschenke des Lebens, die für einen Moment unser Dasein erhellen, aufleuchten und dann langsam vergehen. Und beim Vergehen hinterlassen sie ein wohliges Gefühl. Und wenn ich die Augen schliesse, sehe ich den Stern, wie er am Firmament steht, leuchtet, mit aller Kraft, und langsam mit seinem Sternenschweif in der Unendlichkeit verglüht.

Ich schenke dir und Ihnen einen solchen Stern – oder auch eine ganze Handvoll –, damit deine und Ihre Weihnachtszeit voller Geschenke ist, die das Leben Ihnen und dir macht – oder auch umgekehrt: in der Sie und du Geschenk sein können für andere. Frohe und leuchtende Festtage!

MYRIAM HEIDELBERGER

HEIDELMANN@IKMAIL.COM

RANDNOTIZ - Ich schenke dir einen Stern

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