DIE JÜNGER TRUMPS

Unmittelbar nach dem Attentat auf Donald Trump äusserte sich US-Präsident Joe Biden zu dem Vorfall: «Ich bin dankbar zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht.» Später rief Biden zur Einigkeit auf und entschuldigte sich für eine scharfe Formulierung, die er kürzlich im Wahlkampf verwendet hatte.
Nach einem solchen Ereignis zusammenzustehen und trotz aller Differenzen das Gemeinsame zu betonen – es sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber nicht.
Im Oktober 2022 brach ein Mann ins Haus der US-Politikerin Nancy Pelosi ein – um sie als Geisel zu nehmen. Pelosi war damals die Frontfrau der US-Demokraten, eine Gegnerin Trumps. Weil der Einbrecher sie nicht vorfand, ging er mit einem Hammer auf ihren Mann los und zertrümmerte ihm den Schädel. Der 80-Jährige überlebte den Angriff schwer verletzt. Was tat Donald Trump? Gleich bei seinen nächsten Wahlkampfauftritten machte er sich über die Attacke lustig und verhöhnte die Pelosis.
Über Trumps politische Bilanz kann man geteilter Meinung sein. Dass er ein Mann ohne jeden Anstand ist, darf dagegen als gesichert gelten. Trump äfft behinderte Menschen nach, er äussert sich frauenverachtend, bezeichnet Migranten als Tiere und politische Gegner als Ungeziefer – nicht privat, unter Vertrauten, sondern stets ganz öffentlich. Die Zahl der belegten Lügen und Falschaussagen, die er als US-Präsident von sich gab, liegt im fünfstelligen Bereich. Nicht zu vergessen sein beispielloses Verhalten vor und während des Sturms auf das Kapitol, als er seine Wahlniederlage einfach nicht anerkannte.
Donald Trump hält sich nicht an demokratische Spielregeln, Gesetze interessieren ihn nicht, selbst die Realität ist ihm egal. Seine Fans hat all das nie gestört. Für sie ist Trump weit mehr als ein Politiker – er ist ihr Erlöser, ihr Heilsbringer, seit dem letzten Wochenende erst recht.
Gut möglich, dass die Jünger Trumps ihren Sektenführer wieder ins Weisse Haus bringen. Die Alternative ist, Stand heute, ein 81-jähriger Greis, sicher etwas anständiger, dafür mit Orientierungsproblemen. Was soll man da noch sagen? Gott schütze Amerika.

MARK POLLMEIER

M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT - Die Jünger Trumps

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