SCHWINGEN Der Reichenbacher Josias Wittwer gewann unerwartet den Stoos-Schwinget. Auch Tage später kann er seinen Erfolg nicht fassen. Damit hat er sich fürs «Eidgenössische» Ende August in Pratteln qualifiziert.

WERNER FRATTINI
Viele eingefleischte Schwingerfans haben die Geschehnisse vom Stoos-Schwinget immer noch nicht verdaut. Etliche werden sich nach dem Festsieg von Josias Wittwer gefragt haben: «Josias wer?» Einige Tage nach seinem Husarenstück gibt der Stoos-Sieger Auskunft über seine Gefühlslage. «Ich kann es selbst immer noch nicht fassen, was da am letzten Sonntag geschehen ist. Das Ganze ist, gelinde gesagt, verrückt. Obschon ich mir als Saisonziel den Gewinn eines Bergkranzes vorgenommen habe, wäre – wenn man ehrlich ist – schon der Kranzgewinn eine Überraschung gewesen», räumt Wittwer ein. «Und nun dies: einfach unglaublich!»

Schlicht und schön
Mit seiner ruhigen Art gibt der Bauingenieur Auskunft. Durch diesen überraschenden Festsieg habe sich für ihn überhaupt nichts geändert. «Einzig, dass ich damit die Selektion für das Eidgenössische Schwingfest geschafft habe, ist etwas, das ich nicht unbedingt erwartet hatte.» Dass sein Schwingklub, die Schwingersektion Reichenbach, am Montagabend spontan einen Empfang organisierte, hat Wittwer sehr gefreut. «Es war wirklich eine sehr schöne Feier – schlicht und einfach, wie es mir am liebsten ist. Schön war auch, wie viele Menschen sich mit mir gefreut haben und mir spontan gratulierten.» Auch wenn das Ganze ein wenig stressig war – Wittwer hatte am Montag einen normalen Arbeitstag – bleibt ihm diese Feier sicher immer in Erinnerung.

«Jetzt schauen wir mal»
Er war auch vor dem Schlussgang völlig ruhig, Nervosität kennt er nicht. Sein grosses Ziel, den Kranzgewinn, hatte er schliesslich schon nach fünf Gängen erreicht. «Ich bemerkte jedoch, dass mein Gegner Christian Schuler unglaublich nervös war und dachte mir: ‹Schauen wir jetzt mal, was da kommt.› Ich hatte das Gefühl, dass er immer nervöser wurde», so Wittwer. Dabei war Christian Schuler ein gestandener Gegner mit über 100 gewonnenen Kränzen (davon fünf Eidgenössische), 14 Kranzfestsiegen (zweimal auf dem Stoos, zweimal am «Innerschweizer») und diversen Kantonalfestsiegen.

Keine Änderung der Saisonplanung
Da zurzeit mehrere Schwinger im Berner Verband verletzt sind, bestünde die Möglichkeit, den Stoos-Sieger für den Schwarzsee-Schwinget und den Brünig-Schwinget nachzumelden. Dies ist für Josias Wittwer jedoch kein Thema. «Meine Saisonplanung ist gemacht, und daran werde ich nichts mehr ändern. Ich werde noch das Berner Jurassische und das Oberländische sowie des Berner Kantonale und den Weissenstein bestreiten, dann ist die Kranzfestsaison für mich abgeschlossen.»

Allerdings gibt es in diesem Jahr noch ein Eidgenössisches Schwingfest Ende August in Pratteln. «Das stimmt. Sollte ich die Selektion dafür wirklich schaffen, werde ich natürlich versuchen, das Berner Team dort bestmöglich zu unterstützen. Es wäre wirklich schön, am Eidgenössischen teilnehmen zu können», so der Reichenbacher. «Ich hoffe einfach, dass ich ohne Verletzungen durch die Saison komme und so im Herbst noch die Regionalschwingfeste bestreiten kann.»

Schwarzsee ohne Josias Wittwer

Bereits am Sonntag findet mit dem Schwarzsee-Schwinget das zweite hochdekorierte Bergfest statt – jedoch ohne den frisch gebackenen Kranzfestsieger Josias Wittwer. «In meiner Terminplanung war der Schwarzsee-Schwinget nicht eingeplant, und daran werde ich nichts ändern», begründet der Reichenbacher. «Ich werde auf dem Weissenstein in die Hosen steigen, sogar auf den Brünig-Schwinget werde ich verzichten.»
Mit Curdin Orlik, Thomas Inniger und Jan Wittwer sind jedoch die Schwinger aus dem Kandertal am Schwarzsee stark vertreten. Insgesamt sind im Freiburgischen über 20 Eidgenossen angemeldet. Bei einer Abgabe von maximal 16 Kränzen ist schnell ausgerechnet, dass einige der arrivierten Schwinger ohne den begehrten Kopfschmuck die Heimreise antreten werden. Gespannt darf man darauf sein, wie die 30 Schwinger aus der Innerschweiz die Niederlage des Stoos-Schwinget ausmerzen werden. Der stolze Innerschweizer Verband wird angeführt von Joel Wicki. Das Anschwingen beginnt um 8.30 Uhr und wird im Livestream von SRF übertragen.

FRA

Wittwer überrascht die Schwingerwelt

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