Die Luftseilbahn Kandersteg-Sunnbüel AG schaut auf ein durchzogenes Jahr mit positivem Abschluss zurück. Vermehrt sollen Langlaufsportler als Zielpublikum angesprochen werden. Die Schaffung neuer und attraktiver Loipen wird derzeit geprüft.

HANS RUDOLF SCHNEIDER
Eine Strategieklausur des Verwaltungsrats, die kürzlich stattfand, hat ausser der aktualisierten Mehrjahresplanung für die Investitionen und den Unterhalt ergeben, dass die bestehenden Angebote verbessert und stärker vermarktet werden sollen – statt viele neue Projekte anzureissen. Ein solches Angebot ist beispielsweise der Biketrail.

Wie Verwaltungsratspräsident Reto Zurbrügg an der Generalversammlung berichtete, ist der unterste Teil dank des Inputs und der Unterstützung des Bikeclubs Kandersteg neu angelegt und bereits eröffnet worden. So können Konflikte mit Nutzern der Ueschinenstrasse entschärft werden. Weiter wird vor allem auf die Natur gesetzt, wobei der Sommer gefragter ist als der Winter.

Der für die Finanzen zuständige Jürg Brönnimann zeigte auf, dass 61 Prozent des Bahnumsatzes in den Sommermonaten erwirtschaftet werden. Für die Steigerung des Winterumsatzes wurden am Ende der Versammlung noch Ideen geäussert.

Gut durch die Krise gekommen
Die blanken Zahlen zeigen, dass das Unternehmen recht gut durch die Pandemiejahre gekommen ist. Zwar gingen die Gästezahlen spürbar zurück, doch eine Betriebsausfallversicherung entschädigte diesen Ausfall teilweise. «Leider haben auch die Versicherungen aus der Pandemie Lehren gezogen, künftig sind solche Ausfälle nicht mehr gedeckt», hielt Brönnimann fest. Insgesamt konnte aber auch 2021 mit 93 917 Frequenzen und einem Ertrag von gut einer Million Franken ein Jahresgewinn von gut 40 000 Franken erzielt werden.

Im Frühjahr 2021 wurde der Skilift definitiv stillgelegt (der «Frutigländer» berichtete), nachdem ein Verlust von rund 55 000 Franken verbucht worden war. Man stehe zu diesem Entscheid, sagte der VR-Präsident. Man bedauere dies, habe aber eine wirtschaftliche Verantwortung für das Unternehmen. Ebenfalls in der Rechnung aufgetaucht ist die Anschaffung eines neuen Pistenfahrzeugs via Leasing, um die so wichtigen Winterwanderwege auf die Gemmi präparieren zu können. Und noch eine Neuerung wurde kommuniziert: Die während der Pandemie eingeführte Selbstbedienung im Bergrestaurant wird weitergeführt.

Virtuelle Versammlungen möglich
Insgesamt 147 AktionärInnen mit total 45 717 Aktienstimmen versammelten sich zur ordentlichen Generalversammlung. Diese Zahlen spielten nur beim Traktandum 5 eine Rolle. Der Verwaltungsrat beantragte eine Anpassung der Statuten, damit künftig schriftliche und virtuelle Generalversammlungen möglich sind – und zwar nicht nur dann, wenn eine ausserordentliche Lage wie die Pandemie herrscht. Aus der Versammlung heraus wurde dies kritisiert, ein Votant befürchtete, dass das Unternehmen respektive dessen Führung sich so stärker aus der Öffentlichkeit zurückziehen könnte. «Das darf nicht passieren, da die Gemeinde Hauptaktionärin und die Bahn fast ein Service public ist.» In den Worten schwang ein gewisses Misstrauen mit, der Kritiker empfahl die Ablehnung des Antrags. Zurbrügg betonte jedoch, dass man sich diese Möglichkeit offenhalten wolle und keinesfalls beabsichtige, dies zum Normalfall werden zu lassen.

Die Abstimmung wurde dann ein bisschen chaotisch, weil statt der vertretenen Aktienstimmen zunächst nur die hochgestreckten Hände gezählt wurden. Irgendwann zählte man dann richtig, und weil die Gemeinde Kandersteg die Statutenanpassung unterstützte, war die Zustimmung schliesslich mit 98,6 Prozent unbestritten.

Neue Köpfe und mehr Langlauf
Neu mit den Sorgen eines Bahnunternehmens auseinandersetzen werden sich Manuela Bakker und Fritz Jost. Die Vertreterin der Gemmi-Bahn und Hotelière aus Leukerbad ersetzt im Verwaltungsrat Jean-Claude Mathieu, der die Walliser Bahn verlassen hat. Mit Fritz Jost besetzt ein ausgewiesener Seilbähnler eine längere Vakanz in dem Gremium. Zuletzt arbeitete er als Vizedirektor bei Seilbahnen Schweiz.
Auch die Wiederwahl der übrigen VR-Mitglieder und Reto Zurbrüggs zum Präsidenten ging problemlos über die Bühne des Gemeindehauses.

Aus dem Kreis der Aktionärinnen und Aktionäre wurde der Verwaltungsrat darauf hingewiesen, dass auf dem Sunnbüel im Winter das Langlaufen noch viel Potenzial hätte. Insbesondere die Stilllegung des Skiliftes biete Perspektiven und Möglichkeiten für neue Loipen. Marketingchef Thomas Schärer bestätigte die Aussage und wies darauf hin, dass eine Arbeitsgruppe sich dieses Themas bereits angenommen habe. «Da wird etwas passieren.»

Am 23. Juli wird gefeiert

Im Februar 2021 wurde die heutige Sunnbüel-Bahn 30-jährig. Sie sei dem Alter entsprechend technisch in einem guten Zustand. Umfangreiche Revisionsarbeiten, unter anderem am Laufwerk, wurden in diesem Frühling erledigt, und im Herbst ist ein Audit zu Seil-, Bau- und Maschinentechnik durch das Bundesamt für Verkehr angemeldet. Die Pandemie hat ein Geburtstagsfest im letzten Jahr verhindert. Deshalb wird der Jubiläumsanlass auf dem Sunnbüel am 23. Juli 2022 mit Gästen und Aktionären nachgeholt.

HSF

Die Sommerbahn will den Winter stärken

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