Der Trägerverein «jetzt Frutigland» pflegt intensiv den Kontakt zu seinen von der gleichnamigen AG betreuten Alters- und Pflegeheimen in Frutigen und Reichenbach. Das Haus Fröschenmoos erhält nun ein Geschenk aus 3000-jährigem Material.

PETER ROTHACHER
Es war bereits die zweite Hauptversammlung des Trägervereins «jetzt Frutigland», aber zugleich die erste, die am Mittwoch in physischer Präsenz durchgeführt werden konnte. Auf humorvolle Art führte Präsident Hanspeter Burri im Reichenbacher Haus Fröschenmoos durch die Traktanden und präsentierte seinen Jahresbericht 2021. «Die Covid-Massnahmen beschränkten unsere Tätigkeiten auf allen Ebenen. Aber am 1. April des letzten Jahres ist die neue Firmenstruktur – ich war dafür gefühlte 100-mal unterwegs, um Dokumente zu unterschreiben – Tatsache geworden.» Nach der Loslösung von Pro Senectute gehört die gemeinnützige, steuerbefreite «jetzt Frutigland AG» seither zu 100 Prozent dem Trägerverein. Dessen aktuell 224 Mitglieder setzen sich aus regionalen politischen Gemeinden, Kirchgemeinden, Vereinen, Firmen und Privatpersonen zusammen. Die AG ihrerseits ist für die Betriebsführung der Alters- und Pflegeheime «jetzt Andrismatte» in Frutigen und «jetzt Fröschenmoos» in Reichenbach verantwortlich.

Emotionale Momente erlebt
Wegen Corona seien bekanntlich viele Aktivitäten eingeschränkt worden, hielt Präsident Burri in seinem Rückblick fest. «Umso schöner erlebte ich dann Mitte Dezember – zusammen mit der Geschäftsführerin Franziska Schranz – die persönliche Überbringung von 110 Weihnachtspäckli an die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Heime.» Das Alter zeichne sich durch Gelassenheit aus, fügte Franziska Schranz an. «Die Seniorinnen und Senioren haben mit Krieg und Krankheiten Kontakt gehabt und wissen mehrheitlich auch kleine Dinge zu schätzen.» Und so sei es von vielen, abgeschirmt in der «Kapsel», weniger schlimm erlebt worden als von draussen beurteilt. Aber auch sie selbst sei allen überaus dankbar, die bei der Bewältigung der aussergewöhnlichen Situationen grossen Einsatz geleistet hätten, betonte Schranz. Die Suche nach Pflege- und Hilfspersonal sei zunehmend schwieriger, hielt sie bei der Gelegenheit fest: «Wir sind daher für jeden Hinweis dankbar.»

Mithilfe von Bildern präsentierte die Geschäftsführerin ihre emotionalen Momente: Die von den Bewohnerinnen hergestellte «Corona-Decke», Gottesdienste im Freien und Video-Andachten, der Tanz im «Abstandsrock», die Einweihung des Klaviers, das 5-Jahre-Jubiläum des Haus Fröschenmoos sowie die zwei speziell gestalteten Personalanlässe.

«Das Unternehmen ist durch und durch gesund»
Die von der Kassierin Andrea Rhyner vorgestellte Vereinsrechnung schliesst mit einem Gewinn von 4787 Franken ab. Das Budget 2022 sieht dagegen – bei gleichbleibenden Mitgliederbeiträgen – einen Verlust von 2720 Franken vor. Beides wurde von den Anwesenden Vereinsmitglieder diskussionslos genehmigt. Auch die drei jährlich zu wählenden Vorstandsmitglieder Hanspeter Burri, Jürg Müller und Andrea Rhyner wurden bestätigt.

Als VR-Präsident der «jetzt Frutigland AG» bedankte sich Karl Klossner: «Das Unternehmen mit gut 170 Angestellten ist durch und durch gesund.» Die Auslastung betrug 2021 im «jetzt Andristmatte» 97 Prozent und im «jetzt Fröschenmoos» 99,8 Prozent. «Das zeugt von Qualität und Wertschätzung», so Klossner. Geschäftsführerin Schranz ergänzte: «Das durchschnittliche Eintrittsalter unserer Kunden beträgt 86 Jahre, die Aufenthaltsdauer beläuft sich im Schnitt auf gegen zwei Jahre. Unsere älteste Bewohnerin ist allerdings bereits 103-jährig und schon über 20 Jahre hier.»

Skulptur aus der uralten Weisstanne
Zum Höhepunkt der Versammlung geriet eine Holzskulptur von Martin Bill aus Thun. Die Anwesenden hatten für den traktandierten Kauf eines Kunstwerks für das Haus Fröschenmoos 5400 Franken bewilligt, ohne zu wissen, dass dieses beim abschliessenden Apéro bereits präsentiert werden könnte. Geschaffen hat es der Künstler aus dem Baumstrunk der beim Aushub zum Bau des neuen Heims freigelegten uralten Weisstanne. Wie der «Frutigländer» 2016 berichtete, stammt der Baum aus der Zeit von rund 1100 Jahren vor Christus. Dank des schlammigen Bodens im Fröschenmoos blieb der umgestürzte Baumstamm – vor Luft und Fäulnis geschützt – auf konservierte Art erhalten. «Bernhard Bettschen aus Kien hat mir den Strunk per Lastwagen überführt», berichtete nun Martin Bill nach der Versammlung. Er habe das aussergewöhnliche Material mit besonderem Respekt behandelt. «Es war das erste Mal, dass mir das Holz den Weg zur Skulptur aufgezwungen hat. Der Strunk war teilweise morsch und von Steinen durchsetzt. So sind schliesslich vier verschieden grosse Teile übriggeblieben.» Er finde es grossartig, dass die 1,20 Meter hohe Skulptur nun quasi an den Fundort des Materials zurückkehre.

Namensgebung am 14. Oktober
Hanspeter Burri rief die Anwesenden dazu auf, per Zettel Vorschläge für die Namensgebung des Kunstwerks zu machen. «Wir gestalten einen Wettbewerb: Wer mit seinem Vorschlag reüssiert, gewinnt ein Essen mit Partner.» Am 14. Oktober werde die Skulptur dann im Haus Fröschenmoos anlässlich einer Ausstellung mit weiteren Werken von Martin Bill offiziell eingeweiht und betitelt. Dereinst solle auch der Frutiger Standort mit einem Geschenk bedacht werden, stellte Burri in Aussicht: «Eine Idee besteht schon.»

Nach drei Jahrtausenden ins Altersheim

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title