Der frühere Gemeinderat Hansjürg Josi hat eine Initiative lanciert. Mit Einnahmen, die aus der Erhöhung der Liegenschaftssteuer stammen, will er die touristische Infrastruktur des Ortes stärken.

MARK POLLMEIER
Per Videobotschaft sendet Hansjürg Josi einen Weihnachtswunsch an seine Mitbürger: «Für unseren Ort wünsche ich mir ein Päckli mit 600 000 Franken, die wir in touristische Infrastruktur-Bauten investieren können.» Und Josi sagt auch gleich, wie die Adelbodner sich dieses Geschenk leisten könnten.

Ab dem Steuerjahr 2020 nehme die Gemeinde rund 1,25 Millionen Franken mehr ein, weil die amtlichen Werte für Liegenschaften erhöht worden seien. «Wenn wir bereit sind, die Hälfte dieser Einnahmen in einen Fonds zu investieren, mit dem man das Geld auf die Seite legen kann für touristische Infrastruktur-Bauten, dann können wir uns den Weihnachtswunsch erfüllen.»

Keine laufenden Kosten decken
Nach Josis Vorstellungen soll der jährliche Betrag von 600 000 Franken nur für Finanzierungen von dem Reglement entsprechenden Projekten verwendet werden. Laufende Kosten – etwa Betriebsbeiträge an die Freizeit- und Sportarena oder an den Ski-Weltcup – dürfen der Spezialfinanzierung nicht entnommen werden. Auch bereits laufende Finanzierungen sollen nicht mit Geld aus dem Fonds abgelöst werden. Ein weiterer Punkt: Die Entnahmen aus der Spezialfinanzierung sollen in Form von Aktien (oder Ähnliches) getätigt werden und nicht als A-fonds-perdu-Beiträge. Die Bezüge aus der Spezialfinanzierung müssten durch den Stimmbürger (Gemeindeversammlung oder Urne) genehmigt werden.

Als Ort konkurrenzfähig bleiben
Nun investiert die Gemeinde Adelboden ja schon jetzt regelmässig in die touristische Infrastruktur des Ortes. Warum also sollte man die angesprochenen Mehreinnahmen nicht einfach ins Budget der Gemeinde einspeisen? «Ein Teil der zusätzlichen Steuereinnahmen fliesst ja in die Gemeindekasse», sagt Hansjürg Josi zu dieser Frage. «Ich möchte einfach die Chance nutzen und bewusst einen Teil des Geldes zurückstellen für aus meiner Sicht wichtige und notwendige Investitionen in den Tourismus, damit wir als Gemeinde auch weiterhin konkurrenzfähig sind auf dem hart umkämpften Tourismusmarkt.»
Welche Investitionen das sein könnten, lässt Josi bewusst offen. Wenn man sich in anderen Tourismusdestinationen im Berggebiet umschaue, könne man sich aber leicht Inspirationen holen, was in Adelboden noch alles möglich wäre. Aber nach Josis Meinung müsse man das Geld aus der angedachten Spezialfinanzierung auch nicht gleich wieder ausgeben: Man könne in den Fonds auch erst einmal nur einzahlen. «Schon in der Vergangenheit haben wir immer wieder grössere Projekte finanzieren müssen.» Josi denkt dabei etwa an die Freizeit- und Sportarena oder das Gruebi-Bad. «Wenn wir also fünf bis zehn Jahre nur in den Fonds einzahlen, haben wir schnell ein paar Millionen angespart, die dann bei Bedarf sinnvoll investiert werden können.»

«Es braucht die öffentliche Hand»
Allein auf private Investoren möchte sich Hansjürg Josi beim Erhalt und dem Ausbau der touristischen Infrastruktur jedenfalls nicht verlassen. «Die Privatwirtschaft investiert nur dort, wo sie auch eine Chance auf eine Rendite sieht. Dies ist bei solchen Bauten häufig nicht der Fall», erläutert der 41-Jährige. «Daher braucht es eine Finanzspritze der öffentlichen Hand.»

Josis Ziel ist nun, bis Ende Februar die nötigen Unterschriften zu sammeln, damit die Initiative frühzeitig der Gemeinde übergeben werden kann (erforderlich sind zehn Prozent der Stimmberechtigten oder derzeit 251 Stimmen). Dazu hat Josi eigens eine Website aufgeschaltet, über die man die Unterschriftenbögen herunterladen kann. Bei einer Annahme sollen die Behörden noch genügend Zeit haben, das Budget 2022 entsprechend zu planen.

Die Website zur Gemeindeinitiative mit weiteren Infos finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html

Ein Weihnachtspäckli über 600 000 Franken

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