Sinkende Schülerzahlen sind auch im Lohnerdorf ein Problem – vor allem in den Bäuerten. Was das langfristig bedeutet, zeigte die Gemeinde am Mittwoch bei einer Infoveranstaltung auf. Auch die Schulsozialarbeit und ein neues Sportangebot waren Themen.

BIANCA HÜSING
Die gute Nachricht vorweg: In den nächsten Jahren kann Adelbodens Schulstruktur grundsätzlich so bleiben, wie sie ist. 309 Schüler und 58 Kindergartenkinder verteilen sich aktuell auf 19 Klassen in fünf Schulhäusern. Damit liegt die Gemeinde eigentlich ganz gut innerhalb der kantonalen Vorgaben. Schaut man jedoch etwas genauer in die einzelnen Schulhäuser, so offenbart sich ein ähnliches Problem wie in Frutigen: In den Bäuertschulen werden die Klassen immer kleiner, während sie im Zentrum eigentlich schon jetzt zu gross sind. Am Beispiel Ausserschwand lässt sich gut ablesen, wohin die Reise geht. Zurzeit besuchen dort 17 Kinder die Kindergartenklasse, im Schuljahr 2022 / 23 sind es nur noch elf. Im Dorf besteht die Kindergartenklasse dagegen aus 28 Kindern – und bleibt auch künftig auf diesem Niveau.

2024 / 25 werden Massnahmen fällig
Dass es langfristig nicht so weitergehen kann, ist klar. «Irgendwann stellt sich auch die Frage nach der Chancengleichheit», meint der zuständige Gemeinderat Willy Schranz. Denn solange in manchen Schulen zu kleine Klassen geführt würden, könne man andernorts keine neuen eröffnen – dann würde der Gesamtschnitt nicht mehr stimmen. Um drastische Massnahmen wie Klassenoder gar Standortschliessungen zu vermeiden, hat die Gemeinde bereits einiges versucht – zum Beispiel die Lockerung der Schulgrenzen. Bislang wurden Schüler aufgrund ihres Wohnorts automatisch einem bestimmten Standort zugewiesen. Seit ein paar Jahren fährt Adelboden eine flexiblere Lösung – wer will, kann sein Kind auch in etwas entferntere Schulhäuser schicken. «Auf diese Weise wollen wir dem Trend entgegenwirken», so Schranz. «Das klappt allerdings nur, wenn wir aktiv das Gespräch mit den Eltern suchen und wenn diese bereit sind, weitere Schulwege in Kauf zu nehmen.» Auch könnten Massnahmen wie diese nur bedingt etwas an der Gesamtsituation ändern.

Letztes Jahr wurde denn auch der schmerzliche Entscheid gefällt, die Basisstufe im Hirzboden zu schliessen und dort ab diesem Herbst nur noch eine 1. bis 6. Klasse mit aktuell 21 Schülern zu führen. Doch schon bald dürfte das Schulhaus wieder ins Gespräch kommen – die Schülerzahl sinkt in den nächsten Jahren auf 14. Im Schulhaus Boden zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. «Ab 2024 / 25 werden wir definitiv wieder etwas ändern müssen», bestätigt Schranz.

Immerhin: An einem Lehrermangel leidet die Gemeinde nicht. Zwar sei es «am Ende des Tals» besonders schwierig, Personal zu finden. Doch versuche Adelboden alles, eine attraktive Arbeitgeberin zu sein und bemühe sich überdies, angehende Lehrer aus der Region rechtzeitig anzusprechen. «Mit diesem proaktiven Vorgehen konnten wir bis jetzt jede Stelle besetzen», so der Gemeinderat.

Ein Votum für die Schulsozialarbeit
Ein erfreulicheres Thema am Infoanlass vom Mittwoch war der Sport. Um die Bewegungsfreude der jungen Leute zu fördern, hat die Gemeinde zu Beginn des Jahres ein neues Angebot lanciert: den freiwilligen Schulsport. Schüler der 5. bis 9. Klasse können dabei neue Sportarten kennenlernen, vorgestellt werden diese von Vereinsvertretern. Und bisher kann sich die Nachfrage sehen lassen. Vor allem Snowboard (21 Teilnehmer) und Schiessen (17 Teilnehmer) erfreuen sich zurzeit grosser Beliebtheit. Fürs Eisstockschiessen ist bisher dagegen keine Anmeldung eingegangen.

Ein ebenfalls noch junges, dafür aber etabliertes Angebot ist die Schulsozialarbeit. Zumindest der Adelbodner Gemeinderat und die Schulen sind von deren Wirksamkeit überzeugt. Das Klima in den Schulhäusern habe sich verbessert, die Lehrkräfte würden entlastet und Schüler könnten sich besser auf den Unterricht konzentrieren – so der Tenor aus dem Evaluationsbericht, dem sich der Gemeinderat anschliesst. An der Gemeindeversammlung vom 26. April wird er deshalb beantragen, dass die Schulsozialarbeit (SSA) dauerhaft eingeführt wird und Adelboden sich mit jährlich 37 300 Franken daran beteiligt.

Am Mittwochabend löste dieses Thema jedenfalls keine Diskussion aus. Eine der wenigen Fragen bezog sich Willy Schranz zufolge auf den Fall, dass eine der beteiligten Gemeinden die SSA ablehnt. «Dann müssten sich die übrigen Gemeinden zusammensetzen und überlegen, wie sie weiter vorgehen. Davon gehe ich aber wirklich nicht aus.» Ansonsten habe es kaum Wortbeiträge gegeben. Dabei war das Interesse am Infoanlass offenbar enorm: 85 Eltern nahmen daran teil. «Niemand von uns hat mit einer so grossen Beteiligung gerechnet», staunt der Gemeinderat. «Aber ich bin natürlich sehr erfreut darüber.»

«Eine Frage der Chancengleichheit»

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