Morgen Samstag jährt sich zum 75. Mal die tödliche Tragödie der Luftwaffe an der Bonderkrinde. Böiges Wetter und eine zu tiefe Flugbahn kosteten damals zwei Piloten das Leben – es war nicht der einzige Flugunfall in jener Zeit.

HANS HEIMANN
Das Unglück ereignete sich während des Aktivdienstes bei einem Rekognoszierungsflug der Fl Kp 2 am 24. November 1943. Das Flugzeug mit den Piloten Pierre César und Robert Braissant startete um 11.18 Uhr in Riaz, um die Gebirgsfüsilier-Kompanie II / 37 zu beobachten und eventuell auf ihrem Marsch von Adelboden nach Kandersteg anzugreifen. In etwa 300 Metern Höhe überflog die Maschine die Bonderkrinde ein erstes Mal, umrundete dann die Bergkette gegen Frutigen und flog ungefähr in der Mitte der Mulde gegen Adelboden die Bonderkrinde wieder an – diesmal aber mit geringerer Überhöhung.

Sofortiger Tod der Piloten
Als er die mangelnde Höhe realisierte, leitete der Pilot, um trotz der Enge der Mulde noch wenden zu können, eine Rechtskurve ein. Daraus entstand eine getrudelte Rolle, worauf das Flugzeug in einer Vrille in die Mulde abstürzte. Beim Aufprall geriet das Flugzeug sofort in Brand. Die beiden Piloten verstarben auf der Stelle. Der 20-jährige César war erst kurz zuvor zum Militärpiloten brevetiert worden. Kurze Zeit später überflog ein anderer Pilot mit demselben Auftrag dieselben Stellen und berichtete später über heftige Turbulenzen. Er hätte noch nie so eine Böigkeit erlebt. Dies war der dritte Flugunfall der Luftwaffe im Herbst 1943.

Im Oktober überlebte ein nach Zweisimmen fliegender Pilot dank Fallschirmabsprungs einen Absturz. Seine Maschine stürzte westlich von Zweilütschinen ab. Kein Glück hatte im gleichen Monat der junge Yves Domenjoz. Bei einer Kunstflugübung unterschätzte er die Höhe und stürzte in Saanen in der Nähe des Flugplatzes ab. Der erst 22-Jährige starb sofort.

Die Debatte kam zu spät
Das Jahr 1943 war somit das schwärzeste Jahr der Schweizer Flieger- und Fliegerabwehr in der Aktivdienstzeit. Unter der Führung des Berners Hans Bandi, Kommandant und Waffenchef der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen von 1936 bis 1943, gingen 77 Maschinen verloren. 58 Piloten verunfallten tödlich, 12 davon allein im Jahr 1943. Die Gründe für die vielen Verluste während des Zweiten Weltkrieges sieht der Buchautor Peter Brotschi aus Grenchen in der erhöhten Risikobereitschaft der Piloten: «Im Zweiten Weltkrieg wurde viel mehr geflogen als vorher. Die Piloten waren immer bereit, einen Auftrag sofort auszuführen. Auch wenn die Windverhältnisse alles andere als ideal waren, was der Unfall an der Bonderkrinde zeigt.» Brotschi, der in seinem Buch «Gebrochene Flügel» alle Flugunfälle der Schweizer Luftwaffe niedergeschrieben hat, ist überzeugt, dass die Pilotenausbildung zu schnell verlief: «Es gab schon viele Unfälle während der Pilotenschulen, weil die Anwärter noch Schwierigkeiten hatten mit dem Führen von schweren Flugzeugen oder dem richtigen Einschätzen von Wettersituationen.» Nach dem Unfall, so Brotschi weiter, sei moniert worden, dass man einem derart jungen und unerfahrenen Militärpiloten wie Pierre César bei diesen Windverhältnissen einen solchen Auftrag gab. Diese Debatte erfolgte spät – zu spät für César.

Ein schwarzes Jahr für die Luftwaffe

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